Thesenpapier von Andreas Schelske
für 12 trendorientierte Thesen
zum Thema:
Die Multitasking-Identität der Netizens -
Entwerfen sich Bürger, Wähler, Konsumenten,
oder Datennutzer im Jahr 2015 anders?
5 SCHUFA-Datenschutzkolloquium
Wer bin ich im Datennetz und wenn ja, wie viele?
29. September 2010, Berlin
0. Basisthese für alle folgenden 12 Thesen:
Basisthese: In der sich entwickelnden, informationellen Netzwerkgesellschaft
orientieren
sich die Vergesellschaftungsinteressen der Bürger an einer leistungsorientierten
Optimierung ihrer psychischen und sozialen Systeme, um über drei
Kapitalien zu
verfügen. Diese drei Kapitalien betreffen das ökonomische,
soziale und
kulturelle Kapital einer Person.
1. Optimierung der ökonomischen Kapitals einer Person bis
2015
1.1. Bewirtschaftung der Bildung einer ökonomischen
Identität
These 1.1.: Das Identitätsmanagement eines Individuums
entwickelt sich
in computerunterstützten Medien zu einem Service gewinnorientierter
Unternehmen.
1.2. Bewirtschaftung des individuellen Standorts
These 1.2.: Der räumliche Standort eines Individuums
unterliegt zukünftig sowohl
individuellen Konsumwünschen als auch Konsumangeboten, die mittels
mobilen
Smart Phones und entsprechenden Applikationen von gewinnorientierten
Unternehmen bewirtschaftet werden.
1.3. Bewirtschaftung der individuellen Zeit
These 1.3.: Die Bewirtschaftung der Temporalität
eines Individuums entwickelt
sich zunehmende mit dem Ausbau eines Netzes, welches zeitsensibel auf
geocodierte Standorte reagiert.
1.4 Bewirtschaftung des Verhaltens einer Person
These 1.4.: Die Veräußerlichung der „bürgerlichen“
Privatheit unterliegt in den
nächsten 10 Jahren einem individuellen Nutzenkalkül, welches
von sozialen,
kulturellen und ökonomischen Optimierungsinteressen geprägt
ist.
2. Optimierung des sozialen Kapitals einer Person bis 2015
2.1. Gesellschaftliche Integration durch die Bildung
einer sozialen Identität.
These 2.1.: Soziale Medien, wie z.B. Facebook etc.,
organisieren computerunterstützte
Teilidentitäten, die interaktiv auf Anfragen der gesellschaftlichen
Integrationsinteressen reagieren.
2.2. Ich-Sender konkurrieren in der Netzwerkgesellschaft mit Massenmedien
These 2.2.: Individuen treten zunehmend als Medienakteure auf und bieten
ihr
Sozial- und Privatleben aber auch ihre psychische Befindlichkeit und
innere
Auseinandersetzung als Content an.
2.3. Maßgeschneidertes Commitment versus gesellschaftlichen Konsens
These 2.3.: Die Macht der computerunterstützten
Medien liegt darin, dass sie
am maßgeschneiderten Commitment orientiert werden und nicht am
gesellschaftlichen Konsens.
2.4. Vertrauen durch Open Data und Open Government
These 2.4.: Open Data fungiert zunehmend als Ressource
eines Vertrauens, dass das
Risiko einer missbräuchlichen Macht- und Herrschaftsfunktion des
Staates und
anderer Institutionen zu verhindern sucht.
3. Optimierung des kulturellen Kapitals einer Person bis 2015
3.1. Persönliche Datenströme werden von Anbietern modifiziert
These 3.1.: Das kulturelle Kapital einer Person organisieren
Algorithmen, d.h.
Handlungsvorschriften, die private Informationsströme im Live-Web
modifizieren,
kanalisieren und sortieren.
3.2. Multioptionalität der Identität
These 3.2.: Identität präsentiert sich als
ein Repertoire an Möglichkeiten, die je nach Raum,
Zeit und geforderter Identität in einem kontextsensitivem Verhalten
münden.
3.3. Kulturelles Kapital besteht in der Leistungskraft der M2M-Kommunikation
These 3.3.: Smart Phones antworten im Multitasking
auf die Anforderungen der
Location Based Services. Die M2M Interaktion zwischen Maschinen integriert
Personen in das semantische Netz des Web 3.0 als Kulturform.
3.4. Das Ich im Mittelpunkt des semantischen Raums - Versuch der Wende
der Kopernikanischen Wende.
These 3.4.: Information und Marken müssen
nicht vom Individuum gesucht werden,
sondern jetzt findet die Information sowie die passende Marke das richtige
Individuum.
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